Henryk Wichmann verlässt am 1. Februar den Brandenburger Landtag und wird Sozialdezernent in seinem Heimatlandkreis Uckermark. Der Christdemokrat war als Hauptfigur des Dokumentarfilms „Herr Wichmann von der CDU“ deutschlandweit bekannt geworden. Regisseur Andreas Dresen hatte ihn im Bundestagswahlkampf 2002 begleitet, um zu zeigen, wie sich der damals 25-Jährige Jura-Student um ein Direktmandat bewarb. Sieben Jahre später zog Wichmann in den Landtag ein, wurde von Dresen abermals porträtiert und holte 2014 schließlich sein Direktmandat – mit dem zweitbesten Ergebnis aller CDU-Kandidaten. Henryk Wichmann ist seit 1994 Mitglied der CDU. Eingetreten ist er damals, weil er sich als Christ in der Politik engagieren wollte und in seiner Jugend Bundeskanzler Helmut Kohl bewunderte. „Gerade wir Ostdeutschen haben ihm viel zu verdanken.“
Henryk Wichmanns Wahlkreis Uckermark III/Oberhavelland IV ist besonders groß, aber auch besonders dünn besiedelt. Die Wege zu den Bürgern zwischen Boizenburger Land, Lychen und Templin, Fürstenberg, Zehdenick und Amt Gramsee sind noch weiter als anderswo in Brandenburg. Und doch sagt Wichmann: „Es war mir eine große Ehre, die Region und ihre Menschen im Landtag zu vertreten.“ Sein Nachfolger im Landtag wird Michael Koch aus Brieselang.
Zuletzt war der 41-Jährige Fraktionsvize und Vorsitzender des Petitionsausschusses. Oder wie er selbst sagt: „Ich war so etwas wie der Bürgerbeauftragte des Landes.“ So ziemlich alle Verwaltungen in Brandenburg hat der Vater von vier Töchtern auf seinen Touren kennengelernt – und dabei auch die Sorgen, Nöte und Probleme der Leute vor Ort. Vor allem die Erfahrungen aus dieser Arbeit nimmt er mit in die Uckermark. „Ich hatte häufig mit dem Frust über Verwaltungsentscheidungen zu tun“, sagt er. „Die waren teilweise wirklich skurril.“ Oft genug hat er sie selbst kaum verstanden, am meisten dann, wenn bei Kindern Lernschwächen diagnostiziert wurden, aber niemand bereit war, die Kosten für Therapien zu übernehmen. Manchmal konnte er in persönlichen Gesprächen das Problem lösen, zwei Anrufe hier, drei da, manchmal aber auch nicht. „Das hat mich dann richtig geärgert.“ Er hat sich vorgenommen, als Sozialdezernent solche Dinge zu ändern und dafür zu sorgen, dass die Hilfe schneller bei den Leuten ankommt.
Den Landtag wird er vermissen. „Ich habe wahnsinnig viel gelernt und hatte die aufregendste berufliche Zeit meines Lebens.“ An den erfolgreichen Kampf gegen die geplante Kreisgebietsreform der rot-roten Landesregierung erinnert er sich besonders gerne. Und dann war da noch sein Einsatz gegen die Lern-Methode „Lesen durch Schreiben“. Wichmann präsentierte einen Brief seiner Tochter, die damals die vierte Klasse besuchte und ihm schrieb: „Liba Fata ales gute zum Fatatag. Ich hab dich lib.“ Der Christdemokrat kämpfte abermals, er reiste durchs Land, trat im Fernsehen auf und gab Interviews. „Das hat mir viele graue Haare gebracht“, sagt er heute, mal wieder unterwegs im Auto. Gelohnt hat es sich trotzdem, denn die Methode ist mittlerweile an Brandenburgs Schulen verboten. „Unsere Kinder bleiben von diesem Unsinn verschont.“ Aus dem Parlamentarier wird jetzt für acht Jahre ein Verwaltungsmann. Er will einfach mal auf der anderen Seite stehen und schauen, wie eine bürgerfreundlichere Verwaltung möglich ist. Weniger reden, mehr machen. Gestalten statt nachhaken.
So ganz geht er jedoch nicht. Er ist schließlich Mitgliederbeauftragter der CDU Brandenburg und gehört auch dem Landesvorstand an.
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